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US-Notenbank im Trilemma

«Das Ende des Zinserhöhungszyklus ist nah.»

Datum: 24.04.2023 
Autor: Daniel Lüchinger

​​​​​​​​Der kürzlich von der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlichte Konjunkturbericht für die US-Wirtschaft deutet auf eine kaum veränderte Wirtschaftsaktivität des Landes hin. Am Arbeitsmarkt sehen die Währungshüter gemäss Bericht eine Verbesserung. Auch die Arbeitslosenzahlen deuten auf eine Entspannung am Arbeitsmarkt hin. Der Preisdruck lässt demnach etwas nach. Einzig die Ausgaben der privaten Haushalte – die wichtigste Säule der US-Wirtschaft – sind leicht rückläufig. Die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in den USA bleiben insgesamt unverändert.​

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Mit dem Stress im Bankensektor haben die Rezessionsrisiken in den vergangenen Wochen zugenommen und die Kreditkonditionen haben sich verschärft. Sorgen bereiten vor allem die kleinen bis mittelgrossen Banken, die aufgrund der Verunsicherung zu einer Einschränkung der Kreditvergabe gezwungen sind. Bedeutend ist dies, weil kleine Geschäftsbanken – darunter fallen alle Banken, die gemessen an den Vermögenswerten nicht zu den Top 25 gehören – für 40 Prozent der Kreditausleihungen verantwortlich sind. Ins Auge sticht auch das hohe Engagement im Gewerbeimmobiliensektor. Fast 70 Prozent der gewerblichen Immobilienkredite stammen von kleinen Banken. Positiv zu werten ist, dass der Einlagenabfluss gestoppt werden konnte.

Die amerikanische Notenbank reagierte umgehend auf den aufkommenden Stress im Finanzsystem. Mittels Liquiditätsoperationen und weiteren Zusicherungen konnte sie den Markt beruhigen. Derzeit ist es zwar nicht ausgeschlossen, dass aufgrund des raschen Zinsanstieges vereinzelt noch weitere kleine Banken in den USA vor Problemen stehen. Die Fed bekräftigte jüngst jedoch die Stabilität und Resilienz des US-Bankensektors. Diese Aussage kommt nicht von ungefähr, schliesslich ist die Eigenkapitalausstattung der US-Banken bis auf ein paar wenige Ausnahmen deutlich besser als vor der Finanzkrise.

Im Trilemma zwischen Bekämpfung der Inflation, Wahrung der Finanzstabilität und dem Konjunkturverlauf, hat die US- Notenbank jüngst eine baldige Zinspause signalisiert. Aufgrund der schärferen Kreditvergabepolitik in den USA rechnet der Markt bis Ende Jahr bereits mit mehreren Zinssenkungen der Fed. Damit divergieren die Markterwartungen deutlich von den Fed-Projektionen, welche für die Zinssitzung im Mai eine weitere Erhöhung um 0.25 Prozent in Aussicht stellen. Angesichts der hartnäckigen Inflation gehen wir noch nicht von zeitnahen Zinssenkungen aus – das Ende des Zinserhöhungszyklus ist aber definitiv sehr nahe. Mit Zinssenkungen rechnen wir frühestens im nächsten Jahr.

Es deutet einiges darauf hin, dass die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr in eine Rezession fällt. Mit dem Zinsgipfel rückt auch der Wendepunkt für den US-Dollar näher, weshalb wir zu einer vorsichtigen Haltung gegenüber der Währung übergehen. Wir rechnen damit, dass sich der US-Dollar gegenüber dem Schweiz Franken und dem Euro abschwächen wird.



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