Der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht der USA für den Monat Juni brachte zwar keine positiven Überraschungen, präsentierte aber insgesamt robuste Daten. So zeigt der Bericht steigende Arbeitslosenanträge im Vergleich zum Vormonat, während die Zahl der offenen Stellen leicht gesunken ist. Das Wachstum an neuen Stellen ist weiterhin positiv, hat sich aber im Vergleich zur Vorperiode abgeschwächt. Das Lohnwachstum ist im historischen Vergleich weiterhin hoch. Die Nachrichtenlage bleibt damit gemischt: Der US-Arbeitsmarkt erweist sich – trotz leichter Abschwächung – als weiterhin robust. Dennoch bleibt die Anspannung erhalten und das erhoffte Gleichgewicht stellt sich nur langsam ein. Die Zinserhöhungen der Fed mit dem Ziel, Inflation und Wirtschaftsentwicklung zu bremsen und damit am US-Arbeitsmarkt für Entspannung zu sorgen, scheinen ihren Dienst noch nicht voll und ganz erwiesen zu haben.
«Der US-Arbeitsmarktbericht bestätigt die Notenbank in ihrer Meinung, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sind.»
In diese Richtung deuten auch die Inflationszahlen für Juni, welche diese Woche veröffentlicht werden. Nachdem die Gesamtinflation im Mai bei vier Prozent lag, rechnen wir im Juni mit einem Rückgang in Richtung drei Prozent. Für den deutlichen Rückgang im Juni ist insbesondere der Basiseffekt verantwortlich. Damit werden die Juni-Zahlen denn auch das Jahrestief der Inflation markieren. Weniger abschwächen dürfte sich die Kerninflation, was die US-Notenbank beunruhigen wird – und damit ein weiteres Zeichen dafür ist, dass die Leitzinsen für eine längere Zeit auf erhöhtem Niveau verharren werden.
Die Thematik «Higher for longer», welche besagt, dass die Zinsen länger als erwartet auf erhöhtem Niveau bleiben werden, beschäftigt auch die Aktienmärkte. Die Stimmung an den Börsen trübte sich Ende vergangener Woche merklich ein. Einen ersten Dämpfer gab es zur Wochenmitte in Form von schlechten Wirtschaftsdaten aus China. Eine Umfrage unter chinesischen Einkaufsmanagern reflektierte eine überraschend schlechte Stimmung. Hinzu kamen weitere enttäuschende Konjunkturdaten, welche die Frage aufwerfen, wie rasch sich die chinesische Wirtschaft nach dem Ende der Null-Covid-Politik erholen wird. Ende der Woche sorgte der US-Arbeitsmarktbericht, welcher die hohe Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen erneut vor Augen führte, für weitere Verluste. Der Start ins zweite Semester ist den Aktienmärkten damit deutlich misslungen.
Die wirtschaftliche Lage bleibt also unübersichtlich: Zwar fallen die US-Wirtschaftsdaten, allem Gegenwind zum Trotz, robust aus. Doch die Abwärtsrisiken für die Konjunktur steigen an, je länger die Zinsen auf hohem Niveau bleiben. Die Chancen für einen milden Wirtschaftsabschwung sind unserer Ansicht nach weiterhin intakt. Die Aktienmärkte reflektieren das aktuelle Wirtschaftsumfeld aber noch unzureichend und der Aktienmarkt bleibt anfällig für Korrekturen. Es empfiehlt sich eine leicht defensive Positionierung – mit einem Fokus auf gute Qualität.