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Blick auf die Wall Street: Trumps Zollhammer.

Datum: 04.08.2025 

Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf die Wall Street.​​

Aktuell ist viel los an den Finanzmärkten, die US-Zölle sind aber das grosse Thema. Jens Korte, wie werden die Zölle an der Wall Street bewertet?
Die 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz sind ganz klar ein «Zollhammer», selbst wenn da möglicherweise Pharmazeutika ausgenommen sind. Aber auch andere Bereiche sind betroffen: 50 Prozent auf Importe aus Brasilien, 25 Prozent auf Importe aus Indien. Das sind schon gewaltige Zölle. Auf der anderen Seite kommt die EU, einer der wichtigsten Handelspartner, mit 15 Prozent relativ gut davon. Und betreffend China gab es zumindest Meldungen, dass die Gespräche in die richtige Richtung laufen. Ein pauschales Urteil über die Zölle ist somit schwierig. Auf jeden Fall bleiben Zölle ein wichtiges Thema – in der Tendenz könnten sie durchaus einen gewissen Inflationsdruck in den USA auslösen.

 

Am letzten Freitag gab es Daten zum Wachstum und zum Arbeitsmarkt in den USA. Wie sieht das grosse Bild insgesamt in den USA aus?
Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen sehr starke Ausschläge. Die Inflation ist für den Moment nicht das grosse Thema – mit den Zöllen kann sich das natürlich ändern. Die jüngsten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in den USA für das zweite Quartal zeigen einen überraschend starken Anstieg. Allerdings sollten wir dieses Wachstum nicht überbewerten, denn es basiert hauptsächlich auf dem Rückgang bei Importen um rund 30 Prozent. Im ersten Quartal waren die Importe stark gestiegen, weil die Unternehmen in Vorbereitung auf die Zölle «gehortet» haben. Fast noch auffälliger sind die aktuellen Zahlen zum US-Arbeitsmarkt: Es wurden rund 70'000 Stellen weniger geschaffen als erwartet. Zudem wurden die Zahlen für Mai und Juni um rund 258'000 Stellen nach unten revidiert.

 

Aktuell läuft ja die Berichtssaison. Wie fällt die Bilanz aus?
Viele Technologieunternehmen, aber auch zahlreiche andere Unternehmen konnten überzeugen. Das hatte auch mitgeholfen, die Märkte anzutreiben. Mit dem nahenden Ende der Berichtssaison wird die Wall Street andere Treiber für steigende Kurse finden müssen.

 

GKB Fazit

Unserer Meinung nach gibt es im Zollkonflikt nur Verlierer. Mit 39 Prozent trifft es die Schweiz sehr hart. Die Auswirkungen dieses Zollhammers sind jetzt noch nicht abschätzbar. Es droht aber ein Wirtschaftsabschwung. Der US-Präsident ist im Grundsatz immer offen für Verhandlungen – die Schweiz muss jetzt einfach etwas anbieten, das Donald Trump auch als Gewinn verbuchen kann.

 

Gemeinsam wachsen.