Die Pharmabranche steht derzeit im Fokus der US-Regierung. Am 12. Mai 2025 unterzeichnete US-Präsident Donald J. Trump ein Dekret mit dem Ziel, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA zu senken. Im Zentrum steht die Einführung einer sogenannten „Most-Favored-Nation“-Preisbindung: Bestimmte Medikamente sollen in den Vereinigten Staaten künftig nicht teurer verkauft werden dürfen als in vergleichbaren Industrieländern. Welche Arzneimittel betroffen sind, bleibt offen – das erhöht die Unsicherheit für die gesamte Branche. Besonders betroffen sind Unternehmen mit starkem US-Geschäft. Die politischen Beweggründe liegen auf der Hand: Hohe Medikamentenpreise sind ein zentrales Wahlkampfthema, das Trump bereits in seiner ersten Amtszeit aufgriff – damals ohne Erfolg.
Die regulatorischen Hürden für eine Umsetzung sind hoch, was den Handlungsspielraum des Dekrets juristisch limitiert. Dennoch signalisiert der Schritt einen klaren politischen Willen. Der Gesundheitssektor – insbesondere Pharma – ist in den Fokus wirtschaftspolitischer Eingriffe gerückt. Für die Schweiz ist dies von besonderer Bedeutung. Die Pharmabranche trägt einen Grossteil des hiesigen Wirtschaftswachstums. Die unmittelbare Reaktion der Finanzmärkte war deutlich: Aktien grosser Pharmaunternehmen gaben nach. In der Schweiz traf es insbesondere Roche und Novartis, da sie bedeutende Umsätze in den USA generieren. Der Markt befürchtet, dass Preisregulierungen auf Margen und künftige Investitionspläne drücken. So kündigte Roche an, die geplanten Investitionen in den USA zu überprüfen.
«Auch vermeintlich stabile Sektoren wie Pharma sind vor politischem Einfluss nicht gefeit.»
Ein Teil der Verluste wurde rasch wieder aufgeholt. Analysten verweisen darauf, dass unklar ist, ob und in welcher Form das Dekret tatsächlich umgesetzt wird. Dennoch sorgt die Massnahme für erhöhte Volatilität in einem Sektor, der bisher als defensiv und stabil galt. Der Gesundheitsbereich steht nun womöglich vor einem Paradigmenwechsel: Der politische Einfluss nimmt zu – und mit ihm das regulatorische Risiko. In Zukunft sollte also auch bei stabilen Branchen das politische Umfeld mitgedacht werden. Für Schweizer Anlegerinnen und Anleger bedeutet das Dekret eine Mahnung. Pharmaschwergewichte machen einen grossen Teil der Schweizer Aktienmarktkapitalisierung aus. Eine stärkere Differenzierung wird künftig wichtiger: Firmen mit breit diversifizierten Produktportfolios und Innovationskraft könnten regulatorische Eingriffe besser abfedern. Für langfristig orientierte Investoren bleibt der Sektor jedoch interessant – vorausgesetzt, die Portfolios sind gut abgestimmt und nicht übermässig auf wenige Titel fokussiert.
Kurzfristige Kursrückschläge sollten nicht überbewertet werden. Die strukturellen Treiber des Gesundheitsmarktes – demografischer Wandel, medizinischer Fortschritt, Digitalisierung – bleiben bestehen. Politische Risiken lassen sich nicht vermeiden, aber durch Diversifikation und eine sorgfältige Auswahl gezielt steuern. Für Anlegerinnen und Anleger gilt: Politische Interventionen gehören zunehmend zum Anlagealltag. Wer auf langfristige Trends setzt und Risiken breit streut, bleibt auch in regulierten Märkten erfolgreich investiert.