Graubündner Kantonalbank

Schweizerische Nationalbank ohne Druck.

Datum: 05.12.2022 
Autor: Roman Bättig

​Zwar hat sich der konjunkturelle Abwärtstrend in der Eurozone jüngst beschleunigt, doch es gibt auch einige Lichtblicke. So sind beispielsweise die Gas- und Strompreise seit ihren Höchstständen wieder deutlich gefallen. Der wichtigste Risikofaktor für Konjunktur und Inflation hat damit einiges von seiner Bedrohlichkeit verloren. Um eine Rezession wird die Eurozone wohl nicht herumkommen – die Entspannung im Energiebereich spricht jedoch dafür, dass diese relativ kurz und mild ausfallen wird. 

«Wir erwarten, dass die Stärke des Schweizer Frankens anhält.»


Für die Schweiz rechnen wir nicht mit einer Rezession. Ein wichtiger Grund für das anhaltende Wachstum hierzulande ist die hohe Nettozuwanderung. Die im Vergleich zum nahen Ausland stabilere Konjunktur hat trotz Pandemie die Bereitschaft zur Arbeitsmigration nochmals erhöht. Die Bevölkerungszahl der Schweiz steigt aufgrund des Krieges in der Ukraine und der hohen Arbeitsnachfrage sprunghaft an. Dies stützt den privaten Konsum und somit das Bruttoinlandsprodukt. Die Schweizer Volkswirtschaft besticht durch ihre Innovationskraft und den flexiblen Arbeitsmarkt. In Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit bewegt sich die Schweiz seit Jahren weltweit unter den Top-Nationen. Im Vergleich mit den Eurostaaten kann sie aber auch mit der tiefen Inflation, der hohen Produktivität und der tiefen Staatsverschuldung punkten. 


Auch die jüngsten Wirtschaftsdaten überraschen positiv. So sind die Verbraucherausgaben im dritten Quartal stärker angestiegen als erwartet. Die niedrigen Inflationsraten unterstreichen zudem, dass die Realeinkommen der Haushalte viel besser sind als anderswo. Die wichtigsten Frühindikatoren signalisieren zwar auch für die Schweizer Wirtschaft eine zunehmende Abkühlung – eine Rezession wird sie in den nächsten Quartalen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durchlaufen. Die niedrige Inflationsrate stützt zudem unsere Ansicht, dass die Schweizerische Nationalbank die Leitzinsen im laufenden Zyklus nicht mehr wesentlich anheben muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidungsträger die Zinsen im Dezember nur um 25 Basispunkte statt um 50 Basispunkte anheben, wächst. Die Inflation wird in der Schweiz in den kommenden Monaten voraussichtlich zurückgehen. Die Probleme der globalen Lieferketten lassen nach. Zudem tragen die Basiseffekte dazu bei, die Energieinflation zu senken. 

Die jüngste Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten und die stark gesunkenen Energiepreise haben dazu geführt, dass sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken zeitweise deutlich erholen konnte. Auch wenn das Risiko einer tiefen Rezession jüngst spürbar abgenommen hat, so wird die Wirtschaftsleistung in der Eurozone bis ins Frühjahr 2023 spürbar schrumpfen. Darüber hinaus sorgt die hohe Geldentwertung im Euroraum dafür, dass der faire Wert des Euros gegenüber dem Schweizer Franken laufend sinkt und sich mittlerweile unter der Parität festgesetzt hat. Wir erwarten, dass die Stärke des Schweizer Frankens in den kommenden Monaten anhält.




Gemeinsam wachsen.