Die globalen Aktienmärkte haben sich stark entwickelt. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz, aber auch durch die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA getragen. Und dies, obwohl unterschiedliche Risiken wie Zölle, Handelsbeschränkungen (Stichwort «Seltene Erden») oder geopolitische Spannungen bestehen. Vielerorts hört und liest man daher auch, dass wir uns in einer Blase befänden. Einer Blase im Bereich der Technologie oder KI, bei Gold, Kryptowährungen oder zuletzt im Bereich der privaten Kredite. Untergangspropheten haben Hochkonjunktur.
Oft werden Parallelen zur Dotcom-Blase gezogen. Diese Vergleiche erachte ich als übertrieben. Die aktuelle Rally an den Aktienmärkten wird immerhin von einigen der profitabelsten Unternehmen der Geschichte getragen. Deren Gewinnentwicklung hat die hohen Erwartungen bislang erfüllt – und damit die Bewertungen immer wieder gerechtfertigt. Wir können aber einige Lehren aus der Dotcom-Blase ziehen: Es ist beinahe unmöglich, den richtigen Ausstiegszeitpunkt zu erwischen. Bereits Mitte der 1990er-Jahre wurden erste Stimmen laut, die vor einer Blase warnten – einer Blase, die schliesslich im Frühjahr 2000 platzte. Langfristig betrachtet schlägt «Time in the Market» das «Markttiming» deutlich. Denn es ist deutlich teurer, einen langfristigen Aufwärtstrend zu verpassen als kurzfristige Verluste zu erleiden. Ausserdem kann ein gut diversifiziertes Portfolio eine Blase abfedern. In Aktienmarktkrisen entwickeln sich zum Beispiel Anleihen, Gold oder auch Immobilien in den meisten Fällen robust.
Die Risiken liegen aktuell vor allem in zwei Bereichen. Erstens in der Inflationsentwicklung. Vor allem in den USA ist die Preisentwicklung noch zu hoch. Auch die Zölle der US-Regierung haben zur Rückkehr der Inflation auf rund drei Prozent beigetragen. Die US-Notenbank (Fed) hat aber vor allem den Arbeitsmarkt im Fokus. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr weiter senken wird. Zweitens birgt der Handelsstreit zwischen China und den USA ein Risiko. In den letzten Wochen gab es immer wieder mal Drohungen der einen oder anderen Seite. Im Endeffekt können sich weder die USA noch China einen langfristigen Handelskrieg leisten. Daher dürfte auch das für diese Woche geplante Präsidententreffen stattfinden – mit der Aussicht auf einen Deal.
Fazit:
Wir erwarten, dass die Notenbanken, allen voran in den USA, in diesem und auch im nächsten Jahr eine expansive Geldpolitik verfolgen werden. Vor allem, auch weil die Inflation global betrachtet, nicht wieder deutlich ansteigt – ein kurzfristiges Überschiessen der offiziellen Inflationsziele wird aber in Kauf genommen werden. Im nächsten Jahr werden fiskalpolitische Massnahmen zudem für mehr Nachfrage sorgen. Wir denken hier an die Infrastrukturprogramme in Europa, aber auch die Fiskalpläne der US-Regierung. Dies führt zu robustem Wachstum und in der Folge auch weiterem Kurspotenzial bei Aktien. Ausserdem gegen Ende Oktober treten wir in die historisch betrachtet bessere Jahreshälfte für die Aktienmärkte ein. Also falls wir aktuell eine Blase sehen am Aktienmarkt, dürfte diese noch weiter anwachsen.