«Notenbanken werden Finanzbedingungen verschärfen.»
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht in Jackson Hole einmal mehr die US-Notenbank Fed. Wir gehen davon aus, dass der US-Notenbank Chef Jerome Powell anlässlich seiner Eröffnungsrede den restriktiven Tonfall, der im Grossteil der jüngsten Reden von Fed-Vertretern vorherrschte, bestätigen wird. Damit soll das Signal gesendet werden, dass trotz ersten Entspannungszeichen an der Inflationsfront, der Kampf gegen eine zu hohe Teuerung noch nicht gewonnen ist. Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate zum Ende des Jahres deutlich sinken wird – auch dank weiterer Zinserhöhungen der Notenbanken.
Ähnliches liess auch das mit Spannung erwartete Protokoll der US-Notenbanksitzung vom vergangenen Mittwoch verlauten. Es bestätigte die Wiederherstellung der Preisstabilität als oberstes Ziel der Fed, was auf weitere Zinserhöhungen hindeutet. Allerdings wies das Protokoll auch auf den Einfluss des makroökonomischen Umfelds hin. Sprich: Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird das Tempo der Leitzinserhöhungen verlangsamt werden – wann das sein wird, wurde nicht näher ausgeführt. Rezessionsängste der Marktteilnehmer führen aktuell aber dazu, dass der Zinserhöhungskurs der Fed hinterfragt wird und teilweise gar wieder erste Zinssenkungen erwartet werden. Dies bedeutet, dass die Finanzierungsbedingungen weiter locker bleiben. Das spielt der US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation so gar nicht in die Karten.
Vor dem wichtigen Notenbankentreffen haben die Aktienmärkte letzte Woche eine Verschnaufpause eingelegt. Die wichtigsten Aktienindizes entwickelten sich in den letzten fünf Handelstagen negativ – so gab der Weltaktienindex 1.0 Prozent nach. Seit dem Tiefpunkt von Mitte Juni haben die Aktienmärkte jedoch deutlich Boden gut gemacht. Begünstigt wurde diese starke Erholung von einer Kombination aus besser als befürchtet ausgefallenen Unternehmensgewinnen und der Hoffnung auf einen weniger restriktiven geldpolitischen Kurs der US-Notenbank infolge der leicht niedrigeren Inflationsrate im Juli.
Aufgrund der nach wie vor hohen Unsicherheiten über die weitere Entwicklung von Wirtschaft und Inflation bleiben wir vorsichtig. Die Notenbanken werden die finanziellen Bedingungen zum Beispiel über höhere Zinsen verschärfen mit dem Ziel der Abkühlung der überhitzten Wirtschaft. In den USA erwarten wir aber keine tiefgreifende Rezession. Dafür sind die Wachstumstreiber zu stark. Wir halten an unserer defensiven Ausrichtung fest, nutzen jedoch auch selektiv Chancen, die sich im aktuellen Umfeld ergeben. Aktuell sehen wir diese insbesondere bei Qualitätsaktien aus den USA.