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Inflation – das Zünglein an der Waage

Datum: 19.09.2022 
Autor: Daniel Lüchinger

​Die Erholung an den Aktienmärkten wurde letzte Woche abrupt gestoppt. Auslöser dafür war die enttäuschende Entwicklung der Inflation in den USA. Am vergangenen Dienstag wurden die Inflationszahlen publiziert. Mit 8.3 Prozent hat sich die Inflation zwar reduziert, ist aber um 0.2 Prozentpunkte höher ausgefallen als allgemein erwartet wurde. Aufgrund dieser negativen Überraschung haben die Aktienmärkte rund um den Globus mit einer heftigen Korrektur reagiert.

«Die Zinserwartungen sind stark angestiegen.»

 

Der US-Aktienmarkt hat alleine am Dienstag über 4 Prozent korrigiert und damit die Kursgewinne der vergangenen Woche wieder eingebüsst. Auch in Europa, in Asien und in den Schwellenländern entwickelten sich die Aktienindizes deutlich negativ. Der Weltaktienindex verlor in der vergangenen Woche insgesamt 4 Prozent und nähert sich dem Jahrestiefststand von Mitte Juni.

Dass die Inflationsraten weltweit historisch hoch sind, ist kein Geheimnis und für Marktteilnehmer auch nicht neu. Wie ist also eine Korrektur in diesem Ausmass möglich? Schaut man sich die Zahlen zur Inflationsentwicklung genauer an, stellt man fest, dass sich die Kernteuerung – also die Teuerung ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise – um 0.6 Prozent erhöht hat. Die Kernteuerung kommt demnach im Jahresvergleich auf 6.3 Prozent zustehen und befindet sich nahe am 40-Jahreshoch. Die Erklärung für die starke Korrektur an den Aktienmärkten ist in den deutlich angestiegenen Zinserwartungen zu finden. Vor der Publikation der Inflationsdaten lag die Zinserwartung für die Leitzinsen in den USA bei 3.5 Prozent. Nach der Publikation sind diese scharf angestiegen. Es wird davon ausgegangen, dass die Notenbanken die Zinsen viel stärker erhöhen müssen, um die rekordhohe Inflation in den Griff zu bekommen. Die restriktive Geldpolitik wird also (vorerst) weitergeführt. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen diese Woche um 0.75 Prozentpunkte erhöhen wird. Auch die Schweizer Nationalbank dürfte die Zinsen am 22. September stark erhöhen.

Wie sollen sich Anlagerinnen und Anleger im aktuellen Anlageumfeld positionieren?
Die Wachstumsrisiken verschärfen sich und die Wahrscheinlichkeit für eine (milde) globale Rezession steigt. Vor allem die Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken dämpft das Wachstum spürbar. Die Stimmung an den Aktienmärkten bleibt damit angeschlagen und Zins- und Inflationssorgen bestimmen unverändert das Geschehen. Insgesamt bestehen mehr Risiken als Chancen und eine nachhaltige Erholung der Aktienkurse halten wir aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten für wenig wahrscheinlich. Auf Sektor-Ebene haben sich in vergangenen rezessiven Phasen Titel von Gesundheits- und IT-Unternehmen, die über eine hohe Qualität verfügen und eine geringere Konjunkturabhängigkeit aufweisen, tendenziell besser entwickelt. Ebenfalls haben US-Aktien in der Vergangenheit in einem solchen Umfeld besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Im aktuellen Umfeld spricht Vieles für eine defensive Portfolio-Ausrichtung. Wir favorisieren Qualitätstitel – im Vergleich zu Anfang Jahr weisen diese gegenwärtig günstigere Bewertungen auf.

Gemeinsam wachsen.