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Im Zeichen der Notenbanken

Datum: 30.01.2023 
Autor: Roman Bättig

​Sowohl Fed als auch EZB entscheiden diese Woche über nächste Zinserhöhungen. Im Zentrum des Interesses stehen jedoch insbesondere Aussagen über den weiteren, zu erwartenden Zinspfad.


​«Es gibt aktuell kaum Gründe für einen nachhaltigen Aufwärtstrend bei Aktien.»


Diese Woche steht ganz im Zeichen der Notenbanken. Am Mittwoch findet das Meeting der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) statt. Wir gehen davon aus, dass die Fed zu einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte übergeht und den Leitzins auf 4.50 Prozent bis 4.75 Prozent anhebt. Im März könnte eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte erfolgen. Entscheidend für den weiteren Zinspfad werden die Konjunktur- und Inflationsdaten in den kommenden Wochen bis zur nächsten Fed-Sitzung sein. 

Diese Woche steht bereits die Veröffentlichung zweier wichtiger Datenpunkte an, welche in die Beurteilungsgrundlage der US-Notenbank einfliessen: Einerseits die Lohnkosten der US-Wirtschaft und andererseits der Arbeitsmarktbericht für den Januar. Erstere stiegen im vergangenen Jahr aufgrund des ausgetrockneten Arbeitsmarkts deutlich an. Der Aufwärtstrend scheint nun gebrochen. Beim Stellenaufbau wird mit einer weiteren Verlangsamung gerechnet. Hinzu kommen der deutliche Inflationsrückgang und die Frage, ob die Rezession in den USA überhaupt noch eintreten wird oder ob die sanfte Landung der Wirtschaft gelungen ist. Im Normalfall dauert es länger als ein Jahr, bis die Effekte der geldpolitischen Straffung vollständig in der Realwirtschaft angekommen sind. Wir sehen die US-Realwirtschaft deshalb weiterhin am Rande einer Rezession. Der Gipfel bei den Leitzinsen dürfte auf jeden Fall nahe sein – umstritten bleibt, wie lange die Leitzinsen auf dem erhöhten Niveau bleiben werden. 

In der Eurozone macht sich aktuell Konjunkturoptimismus breit. Niedrigere Gaspreise und staatliche Unterstützungen sorgen dafür, dass eine schwere Rezession zusehends unwahrscheinlicher wird. Die provisorischen Einkaufsmanagerindizes sind den dritten Monat in Folge angestiegen. Am Mittwoch werden zudem noch Inflationszahlen in der Eurozone veröffentlicht, wobei wir mit einem weiteren Rückgang der Inflation rechnen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen wird die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Leitzinsen um 50 Basispunkte erhöhen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte bereits Mitte Dezember Zinsschritte in diesem Ausmass angekündigt. Interessant werden auch hier die Aussagen der EZB in Bezug auf den weiteren Zinspfad sein. Wir erwarten den Gipfel bei den Leitzinsen im Sommer. 

Es bleibt also abzuwarten, ob die Zentralbanken zumindest den Fuss vom Gaspedal nehmen und einen Halt einlegen oder gar die Richtung ändern werden. Die Erwartung der Finanzmärkte ist aus unserer Sicht etwas zu optimistisch. Mit Leitzinssenkungen in diesem Jahr rechnen wir aufgrund des anhaltenden Wachstums, des weiterhin angespannten Arbeitsmarkts in den USA und der nach wie vor erhöhten Inflation nicht. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten wie die weitere Entwicklung der chinesischen Wirtschaft nach dem Corona-Regimewechsel oder der nach wie vor anhaltende Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Wir sehen aktuell kaum Gründe für einen nachhaltigen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten und halten an unserer defensiven Ausrichtung fest.



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