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Halbjahresbilanz am Schweizer Aktienmarkt

«In den nächsten Wochen werden von Schweizer Unternehmen weitere Gewinn- und Umsatzwarnungen erwartet.»

Datum: 03.07.2023 
Autor: Roman Bättig

​Der Swiss Market Index (SMI) entwickelte sich im ersten Halbjahr in einem herausfordernden Anlageumfeld mit einer Rendite von über fünf Prozent positiv. In den nächsten Wochen werden von Schweizer Unternehmen jedoch Gewinn- und Umsatzwarnungen erwartet.

​Ausserordentliche Ereignisse wie die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, Umsatz- und Gewinnwarnungen bei der Ems-Chemie und Interroll, der Abgang des CEO bei Logitech oder die Ankündigung von Kurzarbeit bei der VAT Group haben das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt im ersten Halbjahr 2023 geprägt. Rekordhohe Exportzahlen in der Uhrenbranche verhalfen Richemont in diesem Jahr zu einem positiven Geschäftsverlauf und einer Rendite von über 25 Prozent. Zu den weiteren Gewinnern im SMI zählen der Baustoffproduzent Holcim, das Logistik- und Gütertransportunternehmen Kühne + Nagel und der Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB. Das klare Schlusslicht bildet Logitech.

Die Berichtssaison zum ersten Halbjahr 2023 startet Mitte Juli. In den nächsten Wochen werden von Schweizer Unternehmen weitere Gewinn- und Umsatzwarnungen erwartet. Interessant wird zu beobachten sein, wie stark die wirtschaftliche Verlangsamung in Europa und den USA die Geschäftsgänge von Schweizer Unternehmen belastet hat. Zyklische Unternehmen werden davon stärker betroffen sein als defensive. Zudem werden die höheren Zinskosten die Margen von Unternehmen mit weniger Liquidität in der Bilanz sowie einer weniger guten Marktstellung stärker belasten.

Im Kampf gegen die Inflation erhöhte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins im ersten Halbjahr 2023 um insgesamt 0.75 Prozent. Wir erwarten von der SNB im September einen finalen Zinsschritt von 25 Basispunkten. Die Zinsen im Schweizer Franken stiegen im Zuge dieser Leitzinserhöhungen laufend an. Die Renditen an den Obligationenmärkten entwickelten sich dementsprechend und sind für Anlegerinnen und Anleger wieder attraktiv.

Der Wirtschaftsausblick für die Schweiz bleibt insgesamt herausfordernd. Im aktuellen Umfeld scheint sich die Schweizer Wirtschaft abzuschwächen. Die Auswirkungen der Zinserhöhungen auf die Realwirtschaft werden sich mehr und mehr zeigen. So ist beispielsweise das KOF-Konjunkturbarometer im zweiten Quartal stark gefallen. Weitere Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes signalisieren ebenfalls eine wirtschaftliche Abschwächung. Auch das Exportwachstum dürfte sich abschwächen. Die SNB hob die Inflationsprognose für 2024 von 2.0 auf 2.2 Prozent und für 2025 von 2.0 auf 2.1 Prozent leicht an. Dies deutet darauf hin, dass sich die Notenbank mehr Sorgen um die mittelfristigen Inflationsaussichten macht als zuvor.

Der globale wirtschaftliche Ausblick bleibt unserer Meinung nach herausfordernd. Wegen der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken, der hartnäckigen Inflation sowie der Verschärfung bei den Kreditkonditionen erwarten wir in den kommenden Monaten unverändert einen wirtschaftlichen Abschwung. Wir erwarten für die Schweizer Wirtschaft aber keine Rezession. Diese wird 2023 und 2024 unter Trend wachsen. Für 2025 erwarten wir die Rückkehr zu einem stärkeren Wachstum, da der Inflationsdruck nachlassen und die Weltwirtschaft sich erholen wird.


Roman Bättig, Head Macro Research bei der Graubündner Kantonalbank

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