Seit 2024 befindet sich der Goldpreis in einem bemerkenswerten Aufwärtstrend. Damals durchbrach die Feinunze (ca. 31.1 Gramm) die Marke von rund 2'000 US-Dollar. Was folgte, war eine beeindruckende Wertentwicklung, welche in den letzten Tagen ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte: Erstmals in der Geschichte kostete eine Feinunze Gold mehr als 4'400 US-Dollar. Dieser extreme Anstieg lässt sich nicht auf einen einzelnen Faktor zurückführen, sondern auf ein perfektes Zusammenspiel mehrerer globaler Entwicklungen, die Gold in seiner traditionellen Rolle als «sicherer Hafen» bestärken.
«Der Goldpreis ist ein Fieberthermometer für den Zustand der Welt.»
Die Hauptgründe für den Gold-Boom sind vielfältig und verstärken sich gegenseitig. Wichtigster Preistreiber ist die geopolitische Unsicherheit. Anhaltende Konflikte wie in der Ukraine und im Nahen Osten, gepaart mit politischen Spannungen zwischen den Grossmächten USA und China erhöhen die Nachfrage nach Gold. Innenpolitische Krisen wie der jüngste Haushaltsstreit in den USA schüren bei Anlegerinnen und Anlegern zudem die Angst vor Instabilität. In solchen Zeiten flüchten Investoren traditionell in das als wertbeständig geltende Gold. Ein weiterer, massiver Preistreiber sind die Zentralbanken. Vor allem Notenbanken aus Schwellenländern wie China, Indien und der Türkei kaufen seit 2023 Gold in Rekordmengen. Diese Käufe sind strategischer Natur: Sie dienen der Diversifizierung der Währungsreserven und der Verringerung der Abhängigkeit vom US-Dollar. Diese stetige und hohe Nachfrage von offizieller Seite sendet ein bullisches Signal an den Markt.
Wirtschaftliche Sorgen befeuern den Goldpreis zusätzlich. Obwohl die Inflation in vielen Teilen der Welt zurückgegangen ist, bleibt die Angst vor einer Wiederbelebung mit einer gleichzeitig globalen Konjunkturflaute. Die Erwartung sinkender Zinsen seitens der grossen Notenbanken wie der Fed macht Gold zusätzlich attraktiv. Da das Edelmetall keine Zinsen abwirft, sinken bei niedrigeren Zinsen die sogenannten Opportunitätskosten, Gold im Portfolio zu halten.
Wie geht es nun weiter? Die Meinungen der Experten gehen auseinander: Viele bleiben optimistisch und heben ihre Prognosen für 2026 auf bis zu 4'900 US-Dollar an. Sie argumentieren, dass die fundamentalen Treiber – geopolitische Risiken und Zentralbankkäufe – weiterhin bestehen bleiben. Andere Analysten mahnen zur Vorsicht. Sie verweisen auf hohe, spekulative Wetten am Terminmarkt. Hier könnten Gewinnmitnahmen zu einer Korrektur führen. Da Gold fundamental überbewertet ist, muss – je nach neuen geopolitischen Informationen – auch mit Rückschlägen gerechnet werden. Der zukünftige Weg nach oben könnte volatiler ausfallen als in den letzten zwei Jahren.
Fest steht: Der Goldpreis bleibt ein Fieberthermometer für den Zustand der Welt. Solange Unsicherheit das Geschehen dominiert, dürfte das Edelmetall seinen Glanz behalten.