GKB Einschätzungen zu den jüngsten geldpolitischen Entscheidungen.

Notenbanken Update.

Datum: 19.06.2025 Neu
Autor: Daniel Lüchinger

​​​​​​​​​Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins heute um 25 Basispunkte auf 0 Prozent gesenkt. Das war die sechste Leitzinssenkung der SNB in Folge, begründet wird sie mit dem geringen Inflationsdruck in der Schweiz. In den letzten Tagen standen auch noch weitere geldpolitische Entscheidungen an. 

​Schweizerische Nationalbank (SNB): 

Die SNB hat ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf neu 0.0 Prozent gesenkt – es ist bereits die sechste Zinssenkung in Folge. Ausschlaggebend war der jüngste Inflationsrückgang: Im Mai sank die Teuerung in der Schweiz auf –0.1 Prozent, nachdem sie im April noch bei 0.0 Prozent lag. Damit liegt die Inflation unterhalb der von der SNB definierten Preisstabilität. Dieser Rückgang ist vor allem auf globale disinflationäre Kräfte zurückzuführen sowie auf die gestiegene Unsicherheit infolge der US-Handelspolitik. Beides hat den Schweizer Franken gestärkt und die Energiepreise gedämpft. Auch der eingetrübte Ausblick für die Weltwirtschaft aufgrund zunehmender handelspolitischer Spannungen wurde von der SNB in ihre geldpolitische Beurteilung einbezogen. 

Einschätzung GKB: 

Die Zinssenkung um 25 Basispunkte ist aus unserer Sicht eine angemessene Reaktion auf die aktuellen Wirtschaftsdaten (starker Franken und rückläufige Inflati​onserwartungen). Weitere Zinssenkungen und damit eine Rückkehr zu Negativzinsen sind denkbar – jedoch aus heutiger Sicht nicht unmittelbar wahrscheinlich. Für eine Rückkehr zu Negativzinsen müsste mindestens ein bedeutendes auslösendes Ereignis eintreten. Zwei Szenarien erscheinen dabei als potenzielle Trigger: eine abrupte Rezession in der Schweiz oder eine deutliche und nachhaltige Aufwertung des Frankens. Beide Entwicklungen würden den geldpolitischen Handlungsspielraum erheblich einschränken und könnten drastischere Massnahmen rechtfertigen. Allerdings liegt die Hürde für die Wiedereinführung von Negativzinsen deutlich höher als für herkömmliche Zinsanpassungen. Die Nebenwirkungen sind erheblich: steigende Immobilienpreise, verzerrte Investitionsanreize sowie eine Belastung der Altersvorsorge, da Pensionskassen bei negativen Zinsen Mühe hätten, ausreichend Erträge zu erzielen. Dies könnte langfristig sowohl die Finanzmarktstabilität als auch das Vertrauen in die private Vorsorge schwächen. 

Amerikanische Notenbank (Fed): 

Die Federal Reserve hat ihren Leitzins wie erwartet unverändert im Korridor von 4,25 Prozent bis 4,50 Prozent belassen. Zwar stellt sie weiterhin Zinssenkungen für dieses Jahr in Aussicht, hat jedoch das erwartete Tempo künftiger Anpassungen spürbar gedrosselt. Die Fed agiert damit betont unabhängig und zeigt sich unbeeindruckt von politischen Forderungen nach sofortigen Lockerungen – insbesondere jenen von Präsident Trump. Donald Trump will tiefere Zinsen – wie würde sich das auf Graubünden auswirken?​

Einschätzung GKB: 

Der jüngste Entscheid stärkt die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank als unabhängige Institution. Die Fed befindet sich in einem komplexen Spannungsfeld: Einerseits sollen mögliche Zinssenkungen das Wachstum stützen, andererseits steigen mit der Rückkehr protektionistischer Tendenzen, insbesondere erwarteter Zollerhöhungen, auch die Inflationserwartungen. Zudem könnte eine Eskalation im Nahen Osten – etwa eine direkte militärische Beteiligung der USA im Iran-Israel-Konflikt – die Ölpreise stark steigen lassen, was zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen würde. 

Europäische Zentralbank (EZB): 

Anfang Juni hat die EZB ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Der Einlagesatz hat sich damit innerhalb eines Jahres von 4 Prozent auf 2 Prozent halbiert und liegt nun im neutralen Bereich. Hinsichtlich des weiteren geldpolitischen Kurses geben sich die Währungshüter aktuell zurückhaltend. Die EZB bewertet die Konjunkturrisiken derzeit höher als jene durch die Inflation – was die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung im Juli erhöht. 

Einschätzung GKB: 

Die geldpolitische Lockerung ist aus unserer Sicht ein deutliches Signal: Die EZB möchte die Konjunktur gezielt stützen, indem sie die Kreditvergabe und Investitionen durch tiefere Zinsen fördert. Damit folgt die EZB einem vorsichtigen, aber expansiven Kurs mit dem Ziel, der schwächelnden Konjunktur im Euroraum Impulse zu verleihen.

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