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«Don’t fight the Fed»

«Die Vergangenheit lehrt uns, dass investiert zu bleiben die bessere Strategie ist.»

Datum: 10.10.2022 
Autor: Nino Gritti

​«Don’t fight the Fed» - oder auf Deutsch: Sind steigende Zinsen für Anlegerinnen und Anleger ein Ausstiegssignal aus den Aktienmärkten? Diese Frage möchte ich heute beantworten und aufzeigen, wieso wir davon abraten, im aktuellen Umfeld Anlagen zu verkaufen und damit gegen die Zentralbanken zu agieren.


Unsere Analysen zeigen, dass die Aktienmärkte in den Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank Fed seit 1970 jeweils an Wert zugelegt haben. Während den durchschnittlichen Leitzinserhöhungen von 5 Prozent haben die Aktienmärkte im Schnitt um 18 Prozent (Medianrendite) zugelegt.




Der Grund dafür ist im Prinzip einfach. Wenn der Wirtschaftsmotor sehr gut läuft, müssen die Zentralbanken die Leitzinsen anheben, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Und hier finden wir auch bereits die Erklärung für die vergangenen Entwicklungen an den Aktienmärkten. Die Aktienmärkte sind nämlich vorlaufend und bilden daher bereits die zukünftige konjunkturelle Entwicklung ab. In den vergangenen Zyklen also ein gutes wirtschaftliches Umfeld. 

Aktuell beobachten wir jedoch volatile Aktienmärkte, die im Jahresverlauf stark nach unten korrigiert haben. Was ist also heute anders als in der Vergangenheit? Was heute anders ist, ist die Tatsache, dass die Wirtschaft im aktuellen Umfeld nicht zur Überhitzung tendiert, sondern vielmehr, dass die Inflation – getrieben von der Angebotsseite - stark ansteigt und damit einen Kollaps der Wirtschaft herbeiführen könnte. Wichtige Wirtschaftsindikatoren haben sich in den vergangenen Wochen nochmals eingetrübt, was die Rezessionssorgen global und besonders in Europa erhöht. Die Notenbanken halten an ihrem restriktiven Kurs fest und werden die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation weiter erhöhen. Insgesamt bleibt die konjunkturelle Lage angespannt und die Risiken deutlich erhöht. 

Für die Entwicklung der Aktienmärkte ist nicht der aktuelle Leitzins, sondern vielmehr der Zinssatz, welcher am Ende des Erhöhungszyklus erreicht wird, entscheidend. Die aktuelle Bewertung der Aktienmärkte beinhaltet demnach bereits weitere Zinserhöhungen. Das reduziert die Attraktivität von Aktien gegenüber anderen Anlageklassen, wie beispielweise Obligationen.

Schlussendlich führt die aktuelle Situation jedoch zu einer Normalisierung an den Finanzmärkten und damit zu einer Annäherung an die Vergangenheit. Wir haben uns vom Tief- respektive Negativzinsumfeld verabschiedet und befinden uns neu in einem Umfeld mit höheren Zinsen. Es hat eine Neubewertung der Aktienmärkte stattgefunden. Daraus entstehen für Anlegerinnen und Anleger Alternativen zu Aktien, so zum Beispiel rentieren Obligationen wieder positiv und tragen zur Diversifikation des Portfolios bei. Für die Aktienmärkte erwarten wir in den nächsten Monaten eine Bodenbildung und empfehlen langfristig investiert zu bleiben. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass investiert zu bleiben die bessere Strategie ist, als auf kurzfristige Marktgegebenheit zu reagieren und dabei auf dem falschen Fuss erwischt zu werden. «Don’t fight the Fed» ist darum auch im aktuellen Zinserhöhungszyklus angebracht. Wir empfehlen: bleiben Sie investiert.



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