GKB Postplatz

Der schlechte Ruf des Aktienmonats September.

Datum: 27.09.2022 



Der September gilt allgemein als schlechtester Börsen-Monat des Jahres. Jens Korte, wird er diesem Ruf auch in diesem Jahr gerecht?

Es scheint so, wir haben im September sowohl beim NASDAQ Composite wie beim S&P 500 starke Korrekturen gesehen. Zudem revidieren die Analysten und Analystinnen laufend ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum. Goldman Sachs zum Beispiel tat dies recht deutlich, und begründet den Schritt mit den Zinserhöhungen der US-Notenbank. Diese würden wesentlich aggressiver ausfallen als zu Jahresbeginn noch erwartet wurde. Freilich kann es sein, dass die Zinserhöhungen die Wirtschaft deutlich bremsen, sie bringen aber handkehrum auch die Normalität zurück an die Finanzmärkte. So steigen die Renditen der Obligationen deutlich an und sie gewinnen als Alternative zu Aktien wieder deutlich an Attraktivität.


Die Inflation und die Zinsen bleiben das bestimmende Thema. Was ist ihre wichtigste Erkenntnis aus der Sitzung der US-Notenbank von letzter Woche?

Die Kernaussage von Notenbank-Chef Jerome Powell war, dass es zwar schmerzhaft aber notwendig ist, die Inflation zu drosseln. Offensichtlich ist das Führungsgremium der US-Notenbank der Meinung, dass eine starke, bleibende Inflation ein größeres Problem darstellt, als ein vorübergehend schwaches Wirtschaftswachstum oder eine Rezession. Aktuell laufen an der Wall Street die Wetten heiss, dass bei der nächsten Notenbanksitzung zum vierten Mal in Folge die Zinsen um 0.75 Prozent, also um 75 Basispunkte, angehoben werden. Zudem wird kurz vor Weihnachten nochmals ein Zinsschritt um 50 Basispunkte erwartet, und es ist jetzt schon klar, dass die Notenbank die Zinsen im nächsten Jahr nicht senken wird.


Dieser Zinsentscheid der US-Notenbank hat Konsequenzen für den Rest der Welt. Wo sehen Sie die Risiken?

Die amerikanische Notenbank setzt mit ihren aggressiven Zinserhöhungen die Notenbanken weltweit etwas unter Zugzwang. Denn wegen der Zinserhöhungen ist der US-Dollar weltweit stark gestiegen. Damit exportiert die USA einen Teil der Inflation, weil die meisten Rohstoffe in Dollar verrechnet werden. Sobald der Dollar steigt, steigen damit auch die weltweiten Preise für Rohstoffe. Des Weiteren spüren vor allem Schwellenländer, welche sich in Dollar verschuldet haben, den Einfluss der hohen US-Zinsen. Denn für diese Staaten wird die Schuldenlast immer grösser. Deswegen sagen viele Ökonomen, dass wir aktuell auf eine Schuldenkrise der Schwellenländer zusteuern.


Die US-Wirtschaft ist stark von der Inlandnachfrage abhängig. Gibt es Anzeichen einer sinkenden Konsumnachfrage in den USA?

Bislang noch nicht, die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten geben ihr Geld zurzeit noch rege aus. Es ist zum Beispiel in New York noch immer schwierig, am Abend einen freien Tisch in einem Restaurant zu bekommen. Oder auch die Parkplätze der grossen Malls, also der Shoppingcenter sind noch immer gut gefüllt. Es kann schon sein, dass die Leute zwar etwas weniger einkaufen oder nicht das teuerste Menu auf der Karte wählen, aber die Konsumentenstimmung in den USA scheint nach wie vor stabil zu sein. Solange das so bleibt, wird die grosse Rezession in den USA wohl ausbleiben.



Gemeinsam wachsen.