Wer 2024 der Börsenweisheit «Sell in May and go away» gefolgt ist, hat etwas verpasst. Die Empfehlung «Remember to come back in September» war dieses Jahr (und übrigens auch in der Vergangenheit) zumindest bis anhin ebenfalls ein schlechter Ratschlag. Denn die Ängste rund um eine mögliche Rezession in den USA sorgen erneut für Unsicherheit an den Märkten.
Es macht den Anschein, als ob der September seinen Ruf als schwacher Börsenmonat bestätigen will. Historisch gesehen ist der September nämlich der schwächste Börsenmonat im Jahr mit einer durchschnittlichen Performance von minus 1.2 Prozent. Ausgelöst wurden die jüngsten Turbulenzen – wie schon anfangs August – durch Konjunktursorgen in den USA. Zum einen haben die Einkaufsmanagerindizes in der Industrie enttäuscht, zum anderen schwächelt der US-Arbeitsmarkt. Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist auf ein 42-Monatstief gefallen.
«Unternehmensgewinne sind langfristig entscheidend.»
Zum Arbeitsmarktbericht muss aber gesagt werden, dass die Arbeitslosenquote im langjährigen Vergleich noch immer tief ist. Nach dem covidbedingten Abschwung schossen die offenen Stellen in den USA in die Höhe und sind nach wie vor auf einem erhöhten Niveau. Es ist also eher von einer Abkühlung als von einem Einbruch auszugehen. Wir sind der Meinung, dass sich zwar das Wachstum verlangsamt, aber keine Rezession eintrifft. Was wir aktuell sehen, ist mit dem Bremsmanöver eines Autos zu vergleichen: Das Bremsen eines schnell fahrenden Autos wird als wesentlich stärker wahrgenommen als jenes von einem im Schritttempo fahrenden Auto. Diese Reaktion sehen wir aktuell auch an den Finanzmärkten.
Für die Aktienmärkte langfristig entscheidender als Konjunkturindikatoren ist die Entwicklung der Unternehmensgewinne und damit der Wirtschaft. Diese hat sich in den USA im zweiten Quartal beschleunigt. Schätzungen zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal deuten ebenfalls auf ein solides Wachstum hin. Zusätzlich dürfte es am 18. September weitere gute Nachrichten für die Unternehmen geben. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank mit einer ersten Zinssenkung startet und die Geldpolitik in den folgenden Monaten dann laufend expansiver gestalten wird.
Es sind zwar Schwächesignale in den USA erkennbar, von einer Rezession gehen wir aktuell aber nicht aus. In unserem Basisszenario rechnen wir damit, dass ein sogenanntes «Soft Landing» in den USA gelingt und die Fed ihren Zinssenkungspfad am nächsten Notenbankentermin beginnt. Trotz unserer zuversichtlichen Prognose können einzelne Ereignisse an den Aktienmärkten immer wieder zu Ausschlägen in die eine oder andere Richtung führen. Die bevorstehenden Wahlen in den USA können ein solches Ereignis sein. Mögliche Korrekturen werden unserer Ansicht nach aber temporär sein und stellen eine attraktive Einstiegschance dar. Bis zum Jahresende erwarten wir weiter steigende Aktienmärkte mit einer zunehmenden Marktbreite und einem geringeren Konzentrationsrisiko als in der ersten Jahreshälfte.