Wirtschaftsmonitor Graubünden – Ausgabe Herbst 2025

Vom Aufschwung zur Seitwärtsbewegung – Graubündens Konjunktur verliert an Tempo.

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Dies ist die erste Ausgabe des Regionalen Konjunkturkommentars für den Kanton Graubünden. Er basiert auf dem Swiss Regional Economic Index (Swiss REco-Index) und dem dazugehörigen Dashboard der Fachhochschule Graubünden. Der Swiss REco-Index schätzt monatlich die wirtschaftliche Entwicklung in den Schweizer Kantonen und liefert damit eine zeitnahe Einschätzung der Entwicklung des regionalen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Der Kommentar zu einzelnen Einflussfaktoren des Swiss REco-Index wird in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Peter Moser und Dr. Adhurim Haxhimusa vom Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF) an der Fachhochschule Graubünden erstellt und zeigt auf, wie sich die Wirtschaftslage im Kanton Graubünden aktuell entwickelt, und ordnet die Datenlage dazu ein. Der Konjunkturkommentar konzentriert sich auf die folgenden Themen:

  • ​Swiss REco-Index
  • Reale Exporte
  • Verkehr
  • Logiernächte
  • Arbeitsmarkt​​
  • Konjunktur in der Schweiz
  • Konjunktur in Graubünden
  • Graubündens Exportwirtschaft
  • Verkehrsdaten als Konjunktursignal
  • Tourismus
  • Arbeitsmarkt
  • Fazit

Sommerquartal bringt konjunkturellen Aufschwung in der Schweiz –
Basel als Wachstumslokomotive.

Im dritten Quartal 2025 zeigte sich sowohl in der Schweiz insgesamt als auch in vielen Kantonen des Mittellands eine spürbare Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. Die Nowcast-Schätzung des Swiss REco-Index weist für das Schweizer BIP ein solides Plus von 1.3% aus. Besonders das kräftige Wachstum im Juli (+1.46%) und September (+1.55%) trug zu diesem Ergebnis bei.

Unter den grossen Kantonen entwickelte sich Basel-Stadt am stärksten, das in allen drei Monaten überdurchschnittliche Wachstumswerte verzeichnete und damit als konjunktureller Treiber hervortritt. Luzern und St.Gallen lagen ebenfalls leicht über dem Schweizer Durchschnitt, während die Kantone Aargau und Waadt hinter dem nationalen Trend zurückblieben.

 

 

Starker Jahresstart, leichte Abkühlung im Herbst.

Graubünden startete dynamisch ins Jahr 2025 und übertraf im ersten Halbjahr das Wachstum der Schweizer Gesamtwirtschaft. Im Juli lag das Wachstum bei 1.33%, im August bei 1.21%, was auf eine weiterhin solide Konjunkturlage hinweist. Für September zeichnet sich mit 0.94% jedoch eine leichte Abkühlung ab. Der Swiss REco-Nowcast weist für das dritte Quartal ein Wachstum von 1.16% aus – damit liegt Graubünden zwar knapp unter dem nationalen Wert, bleibt aber im positiven Bereich. Graubünden entwickelte sich in den ersten neun Monaten stärker als das Wallis, Thurgau und Bern, blieb jedoch hinter St.Gallen zurück, das im dritten Quartal eine besonders dynamische Expansion verzeichnete.

Insgesamt bleibt die Wirtschaftsleistung Graubündens stabil und auf einem soliden Niveau, auch wenn die Dynamik des Jahresbeginns nicht vollständig gehalten werden konnte.

 

 

Stabilität trotz unterschiedlicher Branchendynamik.

Die Exportwirtschaft Graubündens hält sich respektabel. Die reale Exportleistung Graubündens lag in den ersten neun Monaten 2025 über dem Vorjahresniveau, blieb jedoch klar unter den Spitzenwerten von 2023. Die neusten Werte für September bestätigen dieses Bild.

Graubündens Exportstruktur ist stark auf wenige Märkte konzentriert: Deutschland macht 22% der Ausfuhren aus, in die USA gehen rund 14%. Während die Exporte nach Deutschland seit dem Sommer 2025 unter dem Vorjahresniveau liegen, waren die realen Exporte in den US-Markt bis August leicht höher als die Vergleichswerte von 2024. Jedoch lagen die realen Exporte in die USA im September erstmals unter dem Vorjahresmonat, und zwar deutlich mit einem Rückgang von circa 30%.

 

 

Die folgende Branchenanalyse konzentriert sich auf die Chemie- und Pharmaindustrie, den Maschinenbau sowie die Elektronik-, Optik- und Elektrotechnikbranche, da diese Sektoren zu den exportstärksten Branchen Graubündens gehören und zusammen über 70% der gesamten Ausfuhren vereinen. Insbesondere die Chemie- und Pharmaindustrie spielt auch im Handel mit den USA eine zentrale Rolle. Die Dynamik zeigt in den einzelnen Branchen ein deutlich gespaltenes Bild.

Die Chemie- und Pharmaindustrie, mit einem Exportanteil von rund 35%, präsentiert sich weiterhin robust. Nach einem starken ersten Halbjahr verzeichnete sie im dritten Quartal zwar leichte Rückgänge, liegt aber insgesamt weiterhin über den Vorjahreswerten.

Die Maschinenindustrie, die rund ein Viertel der Bündner Exporte ausmacht, befindet sich nach einer längeren Schwächephase seit Mitte 2023 in einer Stabilisierung. Im August und September lagen die realen Exporte erstmals wieder über den Vergleichswerten von 2024.

Die Elektronik-, Optik- und Elektrotechnikbranche, mit einem Exportanteil von knapp über 10%, bleibt dagegen das schwächste Segment. Ihre Exporte gehen seit 2022 kontinu​ierlich zurück, und bislang ist aus den Daten keine Stabilisierung erkennbar.

 

 

Unterschiedliche Tendenzen bei LKWs und PKWs.

Der LKW-Verkehr gilt als wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Aktivität in Industrie, Gewerbe und Bauwirtschaft. In Graubünden ist seit März 2025 ein Rückgang der LKW-Fahrten gegenüber dem Vorjahresmonat zu beobachten. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich im März auch auf nationaler Ebene. Anders als gesamtschweizerisch sowie in anderen Kantonen blieb der LKW-Verkehr in Graubünden auch im dritten Quartal deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (vgl. Abbildung 4a).

 

 

Der PKW-Verkehr zeigt ein kontrastierendes Bild: In den Abendstunden (16 – 18 Uhr) – also während der beruflichen Pendlerzeit sowie der Anreise von Wochenendgästen und Zweitwohnungsbesitzern – liegt das Verkehrsaufkommen meist leicht über den Vorjahreswerten. Dies deutet auf eine stabile Mobilität der Berufstätigen und touristische Aktivität hin. Beim morgendlichen Verkehr bewegt sich Graubünden insgesamt im Rahmen der Vorjahre.

 

 

Graubünden ist touristisch gut unterwegs im Jahr 2025.

Nach einem verhaltenen Start im ersten Quartal liegen die kalendertagbereinigten Logiernächtezahlen seit April – mit Ausnahme des Julis – über den Werten der entsprechenden Vorjahresmonate. Der August erreichte den höchsten Wert seit 2022, übertroffen nur vom pandemiebedingt aussergewöhnlichen Jahr 2021.

Im Juni wuchsen die Logiernächte in Graubünden deutlich stärker als in der Schweiz insgesamt sowie in den Kantonen Bern und Wallis. Im Juli und August blieb Graubünden hingegen leicht hinter der gesamtschweizerischen Entwicklung und den Kantonen Bern und Wallis zurück.

 

 

Besonders auffällig ist die starke Zunahme von Gästen aus den USA. Ihr Anteil mit 3% ist überschaubar, aber sie stellen nach den Schweizer und den deutschen Gästen bereits die drittwichtigste Herkunftsgruppe dar. In fast allen Monaten des Jahres 2025 lagen ihre Logiernächte über den Vorjahreswerten. Kumuliert stiegen die Übernachtungen amerikanischer Gäste in den ersten acht Monaten 2025 gegenüber dem Vorjahr um 17%. Zwar besuchen Gäste aus den USA generell vermehrt die Schweiz, doch fällt das Wachstum in den Alpenkantonen – insbesondere in Graubünden und im Wallis – überdurchschnittlich aus.

 

 

Nach Rückkehr zur Normalität nun erste Bremsspuren sichtbar.

Die Zahl der beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) registrierten Stellensuchenden – also sowohl arbeitslose als auch nicht arbeitslose Personen – nimmt in Graubünden seit Mitte 2024 wieder zu. Zunächst war dieser Anstieg als Rückkehr zur Normalität nach der aussergewöhnlich tiefen Arbeitslosigkeit der Jahre 2023 und 2024 zu interpretieren. Damals war der Arbeitsmarkt nach der Corona-Krise nahezu ausgetrocknet. Inzwischen zeigen sich jedoch deutliche Bremsspuren, die auf eine spürbare Abschwächung der Arbeitsmarktdynamik hinweisen.

Auch die Online-Stellenanzeigen bestätigen dieses Bild: Seit Anfang 2023 sind die Wachstumsraten negativ, was auf eine rückläufige Zahl offener Stellen hindeutet. In Graubünden setzte diese Entwicklung etwas früher ein als im Schweizer Durchschnitt, verläuft inzwischen aber in ähnlichem Tempo.

 

 

Die Branchenentwicklung in Graubünden zeigt ein gemischtes Bild: Während das Gastgewerbe trotz saisonaler Schwankungen stabil bleibt, steigt die Zahl der Stellensuchenden im Handel, in der Industrie, bei den unternehmensnahen Dienstleistungen sowie im Gesundheitswesen deutlich an. Das Baugewerbe zeigt eine konstante Entwicklung mit den üblichen saisonalen Mustern.

 

 

Solide Bündner Wirtschaft mit ersten Anzeichen von Abkühlung.

Die Zahl der beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) registrierten Stellensuchenden – also sowohl arbeitslose als auch nicht arbeitslose Personen – nimmt in Graubünden seit Mitte 2024 wieder zu. Zunächst war dieser Anstieg als Rückkehr zur Normalität nach der aussergewöhnlich tiefen Arbeitslosigkeit der Jahre 2023 und 2024 zu interpretieren. Damals war der Arbeitsmarkt nach der Corona-Krise nahezu ausgetrocknet. Inzwischen zeigen sich jedoch deutliche Bremsspuren, die auf eine spürbare Abschwächung der Arbeitsmarktdynamik hinweisen.

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