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Robuster US-Arbeitsmarkt

USA: Eine halbe Million neue Jobs in einem Monat

Datum: 06.02.2023 
Autor: Daniel Lüchinger

​Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf die Wall Street.



Jens Korte an der Wall Street, die grossen US-Technologie-Unternehmen wie Google, Amazon und Facebook präsentierten jüngst ernüchternde Geschäftszahlen. Jens Korte, wie reagiert die Wall Street auf diese Zahlen?

Es ist wortwörtlich ein Wechselbad der Gefühle für die US-Technologiekonzerne. Zuerst dieser Boom während der Pandemie, danach die Ernüchterung im letzten Jahr als der Technologie-Index Nasdaq Composite mit einem Minus von 30 Prozent deutlich stärker gefallen ist, als beispielsweise der Dow Jones, der knapp 10 Prozent Verlust hinnehmen musste. Dann kam der Start ins laufende Jahr, als die Technologie-Aktien zu einem Boom ansetzten und jetzt diese Nachrichten von Massenentlassungen und ernüchternden Quartalszahlen.


Was sind mögliche Gründe für die Umsatzrückgänge bei den Technologie-Firmen?

Zum einen ist es wohl das makroökonomische Umfeld. Sowohl die Unternehmen wie auch die Konsumentinnen und Konsumenten sind zurückhaltender im Hinblick auf die kommenden Monate, entsprechend halten sie sich mit Investitionen und Ausgaben zurück. Zum anderen zeigt es auch, dass die Geschäftsmodelle der grossen Digital-Konzerne nicht mehr dasselbe Wachstum zulassen, wie sie das noch vor fünf oder zehn Jahren getan haben.


Der neuste Arbeitsmarktbericht zeigt eine sehr positive Entwicklung, ist dieser Bericht so gut wies scheint?

Dieser Arbeitsmarktbericht war eine Sensation. Eine Analystin kommentierte das Papier mit den Worten: Zu gut, um wahr zu sein. Die Wall Street hat mit rund 180‘000 neuen Jobs im Januar gerechnet, tatsächlich wurden allein im ersten Monat des Jahres in den USA aber über 560‘000 neue Stellen geschaffen. Damit ist die Arbeitslosenquote auf 3.4 Prozent gefallen, das ist die tiefste Quote seit Mai 1969.


Wie geht das zusammen mit den Meldungen von Massenentlassungen aus Technologie-Sektor?

Es zeigt die Bedeutung der Technologie-Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt. Google, Facebook, Apple und Co sind zwar an den Finanzmärkten sehr hoch bewertet, haben in den letzten Jahren enorme Gewinne gemacht und geniessen viel Aufmerksamkeit in den Medien, am gesamten US-Arbeitsmarkt aber ist ihre Bedeutung relativ gering. Die Ausnahme ist Amazon, hinter Walmart die Nummer zwei auf dem US-Arbeitsmarkt. Das ist nicht weiter erstaunlich, weil Amazon neben Technologie vor allem mit E-Commerce Geld verdient.


Zuletzt noch zur US-Notenbank, was können wir von ihr erwarten, nicht zuletzt aufgrund des überaus positiven Arbeitsmarktberichts?

Zwei Tage vor Erscheinen des Berichts hat Jerome Powell den Leitzins um weitere 25 Basispunkte erhöht. Dieser Bericht stützt die Zinspolitik der US-Notenbank, weil er zeigt, dass die bisherigen Zinserhöhungen bislang nicht zu mehr Arbeitslosigkeit geführt haben. Damit ist der nächste Zinsschritt im März so gut wie sicher.




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