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Alle Augen auf die Inflation

«Die Inflation dürfte sich im laufenden Jahr hartnäckig zeigen.»

Datum: 20.02.2023 
Autor: Benno Demont

Im aktuellen Anlageumfeld stehen Inflationszahlen unter besonderer Beobachtung. Setzt sich der sinkende Inflationstrend auch im neuen Jahr fort? Diese Frage stellen sich Anlegerinnen und Anleger aktuell und blickten in der letzten Woche mit Spannung auf die ersten Inflationsdaten des neuen Jahres.



«Die Inflation dürfte sich im laufenden Jahr hartnäckig zeigen.»


Die Inflationsrate in der Schweiz ist mit einem Preisanstieg von 3.3 Prozent erstmals seit August letzten Jahres wieder gestiegen. Auf den ersten Blick, könnte dies tatsächlich als ein Alarmsignal interpretiert werden. Es gibt allerdings einen einfachen Grund für diesen Anstieg. Strom- und Gaspreise werden bei der Berechnung der Inflation in der Schweiz nur einmal im Jahr – nämlich im Januar – angepasst. Da diese im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen sind, steigt nun auch die Inflationsrate. Dieser Anstieg kann deshalb als Einmaleffekt betrachtet werden.

Weitere Inflationsdaten wurden letzte Woche auch für die USA publiziert. Hier ist die Inflation zum Erstaunen der Marktteilnehmer im Vergleich zum Vorjahr mit 0.1 Prozent nur leicht gesunken. Sie beträgt immer noch hohe 6.4 Prozent. Der Inflationsrückgang hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich verlangsamt.

Mit welchen Inflationsraten müssen Anlegerinnen und Anleger in den nächsten Monaten rechnen? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, einen Blick auf den sogenannten Basiseffekt zu werfen. Der Basiseffekt ist ein statistischer Effekt und spielt bei der Bestimmung und der Interpretation der Inflationsrate eine entscheidende Rolle. Am Beispiel der USA handelt es sich bei den 6.4 Prozent um die Jahresinflation. Diese sagt aus, wie stark sich die Preise in den vergangenen 12 Monaten verändert haben. War der Vorjahreswert ausserordentlich hoch respektive tief, fällt der Basiseffekt entsprechend stark aus. Fällt also ein Monat mit hoher Inflationsrate aus der Statistik raus, bedeutet dies sinkende Inflationszahlen. Seit dem letzten Sommer sind die Energiepreise wieder stark gesunken. Deshalb rechnen wir für die kommenden Monate aufgrund des Basiseffekts mit sinkenden Inflationsraten.

Daher gehen wir davon aus, dass sich die Inflation in der Schweiz bereits in den nächsten Monaten wieder in Richtung der 2-Prozent-Marke entwickeln wird. Für die USA rechnen wir mit einer Entwicklung in Richtung der drei Prozent. Für eine Entwarnung an der Inflationsfront ist es aktuell jedoch noch zu früh. Die Inflation dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte hartnäckig halten und womöglich sogar wieder steigen. Die Notenbanken werden ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten weiterhin restriktiv gestalten. Diese restriktive Geldpolitik sorgt für Skepsis gegenüber risikobehafteten Anlagen. Eine Wachstumsverlangsamung und in einigen Regionen auch eine Rezession sind unausweichlich. Unter diesen Voraussetzungen erachten wir das Potenzial für steigende Aktienkurse für die nächsten Monate als beschränkt. Für das Jahr 2024 erwarten wir eine breite Erholung des wirtschaftlichen Umfelds und damit eine bessere Ausgangslage für eine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten.




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