Die Talsohle der Gewinnrezession scheint durchschritten zu sein und die Gewinne sollten im nächsten Jahr wieder ansteigen. Der Margenrückgang wird sich jedoch weiter fortsetzen, denn die Unternehmen bleiben mit höheren Zinsen, einem ausgelasteten Arbeitsmarkt und höheren Inputkosten konfrontiert. Die Bewertungsexpansion – also höhere Aktienkurse bei stagnierenden oder gar sinkenden Gewinnen – macht die Aktienmärkte anfällig für eine Korrektur. Vor allem, wenn sich das erwartete Szenario mit Blick auf «Soft Landing», Inflationsreduktion und tiefere Zinsen als Fehlinterpretation erweist.
Nun richten Anlegerinnen und Anleger den Fokus wieder auf die Konjunkturdaten. Und davon werden aktuell zahlreiche veröffentlicht: Vergangene Woche vermeldete China enttäuschende Handelszahlen. Die konjunkturelle Abkühlung bei wichtigen Handelspartnern lastete auf den Exportzahlen und auch die Importe Chinas sanken stärker als erwartet. Damit dämpft nicht nur die nachlassende weltweite Nachfrage die chinesische Konjunktur, sondern auch die heimische Schwäche. Dabei hat sich vor allem die Lage bei den chinesischen Immobilienentwicklern nochmals verschlechtert. Die Sorge steigt, dass China als Konjunkturlokomotive der Weltwirtschaft ausfallen könnte. Am Donnerstag folgten dann die, mit grosser Spannung erwarteten, US-Inflationszahlen. Wie erwartet verringerte sich die Kerninflation. Hoch gehalten wird die Inflation vor allem noch von den Wohnkosten. Damit sollten die USA in den kommenden Monaten ihrem Inflationsziel stetig näherkommen.
Betrachtet man die Entwicklung der Aktienmärkte seit Anfang Jahr, so ist eine gewisse Sorglosigkeit sichtbar. Marktteilnehmende scheinen auf die «ideale Welt» zu setzen: Darauf, dass der Wirtschaft eine sanfte Landung gelingen wird, bei gleichzeitig sinkender Inflation und tieferen Zinsen. Das Eintreffen dieses sogenannten «Goldlöckchen»-Szenarios erachten wir als unwahrscheinlich. Wir gehen zwar auch von einer sanften Landung der Wirtschaft aus und rechnen nicht mit einer tiefen globalen Rezession. Ebenfalls nimmt die Inflation ab. Sinkende Zinsen erwarten wir jedoch nicht vor Ende des ersten Quartals 2024.
Fazit: Immer, wenn die Erwartungen fast zu gut sind, sind die Risiken erhöht. Vor diesem Hintergrund war der Rücksetzer an den Aktienmärkten im August eine willkommene Pause im zuletzt heiss gelaufenen Aufwärtsmarkt. Für die Entwicklung der Aktienmärkte in den nächsten Wochen bleiben wir vorsichtig gestimmt. Also kein «Goldlöckchen»-Szenario, aber ohne externe Schocks erwarten wir keine anhaltende, tiefe Kurskorrektur. In diesem Umfeld bevorzugen wir weiterhin Unternehmen mit bester Qualität.