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Aktienmärkte im Spätzyklus

Datum: 07.08.2023 
Autor: Nino Gritti

​«Soft Landing», «Hard Landing» oder gar keine Rezession? Eine Frage, die sich Ökonomen seit Monaten stellen. Schaffen es die Zentralbanken, die Inflation einzudämmen, ohne die Wirtschaft zu stark zu belasten? Was bedeutet dieses Umfeld für Aktien?

«Eine robuste Portfoliokonstruktion ist in diesem Umfeld essenziell.»

Der wirtschaftliche Zyklus lässt sich grob in die Phasen Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung und Konjunkturtief aufteilen. Wir sehen die USA aktuell in einem sogenannten Spätzyklus, einer Spätphase des Abschwungs. Einen Grund finden wir in der sich abflachenden Inflation und dem damit verbundenen Höhepunkt der Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed. Europa dürfte sich noch am Beginn des Abschwungs befinden. Die Inflation verharrt auf erhöhtem Niveau, weshalb die Zinsen weiter steigen werden.

In der Vergangenheit eilten die Aktienmärkte der wirtschaftlichen Entwicklung im Schnitt sechs bis acht Monate voraus. Ein Beispiel zeigt sich aktuell bei den zyklischen Konsumgütern: Die Aktien von Luxusgüter-Unternehmen erzielten im laufenden Jahr starke Kursgewinne, obwohl Ängste rund um eine mögliche Rezession vorherrschen. Dazu kommt bei den Technologie-Unternehmen das strukturelle Thema der künstlichen Intelligenz (KI). Wachstumswerte wie Nvidia haben eine erstaunliche Kursrally hinter sich, da KI als wegweisend für künftige Effizienzgewinne gilt. Diese Entwicklungen können als ein Indikator angesehen werden, dass die Marktteilnehmenden keine schwere Rezession erwarten. Ein weiteres Zeichen dafür ist die zunehmende Marktbreite. Der Trend zeigt, dass tiefer kapitalisierte Unternehmen nachziehen und damit eine breitere Markterholung erfolgt.

Für zusätzliche Bewegung sorgt aktuell die Berichtssaison in den USA zum letzten Quartal und Halbjahr. Im Fokus steht dabei insbesondere der Ausblick für die kommenden Quartale und weniger das erzielte Ergebnis. Für das abgelaufene Quartal wurden die Erwartungen der Analysten laufend gesenkt – Herausforderungen wie die gestiegenen Zinsen, ein angespannter Arbeitsmarkt und hohe Inputkosten waren die Hauptgründe. Deshalb überrascht es nicht, dass die von den US-Unternehmen bis dato rapportierten Zahlen grösstenteils über den Erwartungen der Analysten lagen.

Die Zinskosten haben sich für Unternehmen mittlerweile mehr als verdreifacht. Diese Mehrkosten, gepaart mit höheren Inputkosten für Rohstoffe oder Löhne, lasten auf den Margen und treffen jene Unternehmen am stärksten, welche in den letzten Jahren nur dank günstigem Geld überlebt haben. In der Aktienselektion setzen wir deshalb den Fokus auf Unternehmen mit einem bewährten Geschäftsmodell, starker Marktposition und stetig positiven Cashflows.

Da wir nicht wissen, wann die Rezession kommt und wie tief sie sein wird, ist eine robuste Portfoliokonstruktion essenziell. Kursrückgänge gehören an den Aktienmärkten dazu – sie bieten immer auch Chancen, um Qualitätsaktien günstiger zu kaufen und das künftige Renditepotenzial zu erhöhen.

 

Gemeinsam wachsen.