GKB Chur

US-Zölle: «No Deal – no Problem» für Graubünden?

Anlage-Fokus.

Datum: 12.08.2025 Neu
Autor: Daniel Lüchinger

​​​​​Die neuen Zölle auf Schweizer Produkte in die USA bremsen das Schweizer Wirtschaftswachstum. Besonders exportstarke Kantone sind betroffen, während der Einfluss auf Graubünden geringer ausfällt. Für den Bündner Kanton bleibt der Wechselkurs entscheidend, da er die Wettbewerbsfähigkeit sowohl des Tourismus als auch der regionalen Produkte stark beeinflusst.​

​​Seit letztem Donnerstag fällt für Schweizer Güter in den USA ein genereller Importzoll von 39 Prozent an – der vierthöchste Satz weltweit. Für die gesamte Schweizer Wirtschaft bedeutet das einen spürbaren Dämpfer. Wir gehen davon aus, dass die Schweizer Wirtschaftsleistung (gemessen am Bruttoinlandprodukt) um bis zu einem Prozent gehemmt werden könnte. Die Schweiz wächst aktuell nur um etwa ein Prozent jährlich, was das Wirtschaftswachstum zum Erliegen bringen könnte. Besonders betroffen sind Kantone mit starker Exportorientierung in den US-Markt. 

Für Graubünden ist die Ausgangslage eine etwas andere. Unser Kanton ist nur in begrenztem Ausmass in den Export in die USA eingebunden und wenn dann eher über Vorleistungen. Zwar finden Bündner Spezialitäten auch jenseits des Atlantiks Abnehmer, doch machen diese Lieferungen nur einen Bruchteil der kantonalen Wirtschaftsleistung aus. Allerdings ist Graubünden nicht völlig immun gegen die Zollpolitik der USA. Indirekt können die Massnahmen den Kanton treffen, wenn Schweizer Zulieferer für exportorientierte Unternehmen ihre Produktion drosseln. Zudem kann ein Handelskonflikt die weltweite Konjunktur schwächen – und damit auch die Investitions- und Reisebereitschaft. 


​«Der wichtigste Faktor für die Wirtschaft in Graubünden sind die Wechselkurse.​​​»​


Die Hauptstütze der Bündner Wirtschaft bleibt der Tourismus. Fast jeder vierte Bündner oder jede vierte Bündnerin ist direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig. Der wichtigste Faktor für die Wirtschaft in Graubünden sind deshalb die Wechselkurse. Ein starker Franken verteuert beispielsweise Ferien in Davos oder Arosa für internationale Gäste und reduziert damit die Nachfrage. Gleichzeitig wird es für Schweizerinnen und Schweizer attraktiver, Ferien im Ausland zu verbringen, da der starke Franken ihnen dort mehr Kaufkraft verleiht. Diese Entwicklung setzt die Hotel- und Gastronomiebranche sowie zahlreiche weitere Dienstleister im Kanton unter Druck. Der Zollstreit sorgt für Unsicherheit an den Märkten, was Anlegerinnen und Anleger zusätzlich in sichere Häfen wie den Schweizer Franken treibt. Das verteuert den Franken zusätzlich, was den Tourismus in Graubünden weiter belastet. 

Kurzfristig dürfte Graubünden weniger stark vom aktuellen Zollkonflikt betroffen sein. Mittel- und langfristig sind offene Märkte aber auch für Regionen mit kleinem Exportanteil von Bedeutung. Denn im global vernetzten Wirtschaftssystem gilt: Wenn die grossen Zahnräder ins Stocken geraten, läuft auch das Uhrwerk in den Bergen nicht mehr reibungslos. ​​

Gemeinsam wachsen.