Mit «Government Shutdown» ist die teilweise Stilllegung der öffentlichen Verwaltung gemeint. Der Kongress kann sich nicht auf ein neues Budget einigen, die politischen Fronten in den USA sind seit Jahren verhärtet. Besonders umstritten sind die Ausgaben für Verteidigung, Einwanderung und Sozialprogramme. Ein Shutdown betrifft nur einen Teil der Bundesausgaben. Er zwingt zahlreiche Bundesbehörden zur Schliessung. Öffentliche Dienstleistungen – von Nationalparks über Museen bis zum Statistikamt – werden eingeschränkt oder vorübergehend geschlossen. Dies führt auch zu Verzögerungen bei Wirtschaftsdaten.
Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines Shutdowns sind allerdings begrenzt – vor allem, wenn er nur wenige Tage oder Wochen dauert. Die Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung sind gering, und ein Grossteil der Einbussen wird nach Beendigung des Shutdowns wieder aufgeholt. Wichtige Zahlungen wie Schuldendienst und Sozialversicherungsleistungen laufen in der Regel weiter. Historisch betrachtet hatten US-Shutdowns kaum langfristige Auswirkungen auf die Aktienmärkte. In den letzten fünfzig Jahren kam es immer wieder zu kürzeren oder längeren Budgetstreitigkeiten. Auch der bisher längste Shutdown über den Jahreswechsel 2018/2019 über 35 Tage – während der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump – führte zu keiner nachhaltigen Korrektur. Der S&P 500 Index notierte kurz darauf sogar auf neuen Höchstständen.
«Die Auswirkungen auf Wirtschaft und Börse sind überschaubar.»
Kurzfristig kann die Situation jedoch zu erhöhter Volatilität führen, denn Wirtschaftsdaten fehlen, da Staatsangestellte zwangsbeurlaubt werden. Unternehmen, die von öffentlichen Aufträgen abhängig sind – etwa Luftfahrt, Gesundheitswesen oder Bauwirtschaft – sind oft stärker betroffen. Auch können fehlende Daten für eine gewisse Unsicherheit mit Blick auf den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed sorgen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass es zu Änderungen der Zinspolitik kommen wird. Für Anlegerinnen und Anleger sind US-Shutdowns in erster Linie ein Medienthema. Vergangene US-Shutdowns liessen die Börsen eher unbeeindruckt und wenn, dann waren Auswirkungen kurzfristiger Natur. Das gilt im Übrigen auch für Donald Trumps Tweets zum Handelskrieg mit China, die dieses Wochenende für Verunsicherung gesorgt haben. Trump stellte ein Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea in Frage und drohte erneut mit einer Erhöhung der Zölle für Waren aus China.
Fazit: Ein US-Shutdown sorgt kurzfristig für politische Spannungen und mediale Aufmerksamkeit. Die ökonomischen und börsentechnischen Auswirkungen dürften jedoch überschaubar bleiben. Wer langfristig investiert ist und eine robuste Strategie verfolgt, sollte sich von solch politischen Debatten nicht verunsichern lassen. Meistens zeigt sich nämlich: «Politische Börsen haben kurze Beine.»