GKB Chur

Preisstabilität über alles.

Datum: 17.06.2025 

​​​​​​​Am Donnerstag steht der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank an. Die Zinsen in der Schweiz sind mit 0.25 Prozent bereits tief. Aktuelle Wirtschaftsdaten sprechen für eine weitere Zinssenkung. Gemeinsam mit Fabio Canetg, Geldpolitik-Experte und Wirtschaftsjournalist, werfen wir einen Blick auf die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB.​​


​Im aktuellen Tiefzinsumfeld leiden Schweizer Pensionskassen besonders. Sie müssen einen grossen Teil ihrer Vermögen in risikoärmere Wertpapiere investieren. Fabio Canetg, gelingt der SNB aktuell der Spagat zwischen Exportförderung, Preisstabilität und Generationenverantwortung? 

Ich würde sagen: Dieser Balanceakt muss der SNB gar nicht gelingen. Die Nationalbank hat nämlich nur einen Auftrag, und der ist: die Preise in der Schweiz stabil zu halten. Deshalb ist sie auch nicht verpflichtet, auf andere Faktoren wie beispielsweise den Exportsektor oder die Pensionskassen zu schauen. Das Einzige, das die SNB zusätzlich auf dem Radar hat, ist die Finanzstabilität. Hier könnten noch tiefere Zinsen tatsächlich ein Risiko darstellen. Die Nationalbank sagt selbst: Auf dem Immobilienmarkt gibt es bereits Verwundbarkeiten – sprich: Überbewertungen. 


Wieso kauft die SNB eigentlich Devisen wie den US-Dollar? Wäre es nicht lohnender, beispielsweise Gold zu kaufen, wie es asiatische Notenbanken machen? 

Die Schweizerische Nationalbank kann ausländische Devisen kaufen, um den Franken zu schwächen. Das heisst, sie kauft ausländische Devisen aus einer geldpolitischen Motivation, um die Inflation zu stabilisieren. Dem Kauf nachgelagert ist der Investitionsentscheid. Sobald die Nationalbank also Devisen gekauft hat, muss sie entscheiden, wie sie diese dann investiert. Die kann sie beispielsweise in Aktien, Obligationen oder eben in Gold investieren. Geldpolitisch macht das eigentlich kaum einen Unterschied. Allerdings hat der SNB-Präsident Martin Schlegel erst kürzlich gesagt, er sei zufrieden mit dem aktuellen Goldanteil in der SNB-Bilanz. 


Der Schweizer Franken hat zuletzt an Wert zugelegt. Bleiben Deviseninterventionen für die SNB ein zentrales Instrument zur Sicherstellung der Preisstabilität – auch im Kontext des Handelsstreits mit den USA? 

​Devisenkäufe und -verkäufe gehören zum Werkzeugkasten der SNB. Das primäre Instrument in der Geldpolitik ist aber der Leitzins. Dieser liegt Stand heute bei 0,25 Prozent. Es gibt also noch Spielraum bis zu den minus 0,75 Prozent, die wir während der Negativzinszeit hatten. Spätestens aber, wenn dieser Wert erreicht ist, sind Devisenkäufe tatsächlich wieder ein Thema. Allerdings glaubt momentan niemand, dass die Zinsen schon in den nächsten Monaten so tief sinken könnten. In dem Sinne sollten die Devisenkäufe der Nationalbank die jetzt gerade laufenden Zollverhandlungen nicht direkt beeinflussen.


​​

Gemeinsam wachsen.