Wie immer um diese Zeit des Jahres schweift der Blick zurück auf die vergangenen Monate, aber auch bereits nach vorne, hin zum Jahresende und darüber hinaus. Doch starten wir mit der kürzeren Vergangenheit, nämlich dem Monat Oktober: Dieser gilt an der Börse als Krisenmonat, wobei der schlechte Ruf auf historische Börsencrashs wie 1907, 1929 und 1987 zurückgeht. Dieser Ruf haftet dem Oktober auch heute noch an – viele Anlegerinnen und Anleger gehen davon aus, dass die Aktienmärkte in diesen Wochen schwächer tendieren als im restlichen Jahresverlauf. Doch der Blick in vergangene Jahre zeigt: Trotz bekannter Börsenabstürze ist der Oktober keineswegs ein besonders schlechter Börsenmonat, und das gilt auch für 2025. Zwar verzeichneten die Aktienmärkte im aktuellen Umfeld keinen stetigen Aufwärtstrend, doch in Summe war auch der Oktober ein positiver Monat.
«Auch im November zeigen sich interessante Muster an den Aktienmärkten.»
Neuer Monat, neues Muster: Auch im November zeigen sich interessante Muster, gerade auch, wenn sich Anlegerinnen und Anleger mit Blick auf das Jahresende zu positionieren beginnen. In den USA beispielsweise realisieren Anlagefonds bis Ende Oktober Verluste, um sie aus steuerlicher Sicht verrechnen zu können. So kann es sein, dass Aktien, welche zwischen Januar und Oktober stark gefallen sind, sich im November plötzlich erholen – gestützt durch Schnäppchenjäger. Das gleiche Bild kann über den Jahreswechsel beobachtet werden, wenn Privatanleger das Depot umschichten. Wie immer sind solche Börsenweisheiten, Muster und Regeln ein Anhaltspunkt, aber kein allgemein gültiges Naturgesetz.
Somit lohnt es sich, einen Blick auf das aktuelle Umfeld zu werfen – und der Frage nachzugehen, wie es denn dieses Jahr um eine Jahresendrally steht. Geopolitisch hat sich die Lage zuletzt etwas entspannt: Das bilaterale Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vergangene Woche entschärft den Handelsstreit der beiden Supermächte vorübergehend. Gleichzeitig wird die Geldpolitik graduell expansiver – das heisst, mehr Geld wird geschaffen. Für 2026 zeichnet sich in zahlreichen Volkswirtschaften zusätzlicher fiskalischer Rückenwind ab.
In Summe: ein freundliches Umfeld für Aktien, trotz bereits hoher Indexstände. Doch mit den hohen Indexständen steigt auch die Nervosität, die Bewertungen sind teilweise ambitioniert. Das führt zu einer erhöhten Sensitivität gegenüber Enttäuschungen. Gleichzeitig wirken die Konjunkturdaten robust und das Wachstum in KI bleibt ungebrochen. Unser Basisszenario: weiterhin positive Aktienmärkte, aber mit höherer Volatilität rund um Zinsentscheide und handelspolitische Schlagzeilen. Allen potenziellen Spielverderbern zum Trotz – die Aussichten für eine Jahresendrallye sind dieses Jahr gut.