Mittlerweile erfuhr die Weltwirtschaft zwar eine scharfe Zäsur, die schlimmsten Szenarien sind jedoch nicht eingetroffen. Als Folge davon befindet sich der US-Dollar wieder auf dem Rückzug.
Schwindende Zinsprämie
In einem von tiefen Zinsen geprägten Anlageumfeld, galt der US-Dollar lange Zeit beinahe als alternativlos. Insbesondere ab 2015 konnten die Anleger zu überschaubaren Risiken von der sich ausweitenden Zinsschere zwischen den USA und Kontinentaleuropa profitieren.

Durch die rasche und starke geldpolitische Reaktion der US-Notenbank auf die Corona-Krise, hat sich dieser Zinsvorteil drastisch verringert. Gleichzeitig signalisiert die US-amerikanische Notenbank Fed keine Zinserhöhungen bis mindestens Ende 2022.
Antizyklische Währung
Während der US-Dollar in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs und in Rezessionsphasen eine gute Rendite zeigt, hinkt die Performance in Aufschwung-Phasen deutlich hinterher. Die aktuelle wirtschaftliche Erholung steht noch auf wackligen Füssen. Die globalen Frühindikatoren deuten allerdings auf eine Bodenbildung und eine wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr hin. Dies dürfte gegen den US-Dollar sprechen.

Zunehmende wirtschaftliche Ungleichgewichte
Die in kürzester Zeit geschnürten Hilfspakete für die Wirtschaft suchen ihresgleichen. Unter dem Strich ist die US-Regierung jedoch aktiver, was sich teils mit dem weniger ausgeprägten Sozialstaat erklären lässt. Entsprechend drastisch zeigen sich die Auswirkungen im Staatshaushalt. Das Budgetdefizit dürfte von -5.6% im Jahr 2019 auf gegen -20% des BIP in diesem Jahr springen. Zusammen mit dem Fehlbetrag in der Leistungsbilanz wird das «Zwillingsdefizit» in den USA damit markant steigen und den US-Dollar nachhaltig belasten. Finanziert werden die zusätzlichen Schulden zumindest indirekt durch die US-Notenbank.
Fazit
In Phasen erhöhter Risiko Aversion an den internationalen Finanzmärkten dürfte der USD Zulauf erhalten bleiben. Investoren sollten sich jedoch nicht in falscher Sicherheit wähnen. Zum einen waren solche Stärkephasen des US-Dollars im 21. Jahrhundert stets temporär. Zum anderen belasten die Zentralbankpolitik und die unvorteilhaften Fundamentaldaten die US-Währung. In der mittleren Frist gehen wir deshalb von einer weiteren, moderaten Abschwächung des USD gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem Euro aus.
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