GKB Hauptsitz Chur

Shopping für die Weltwirtschaft

Datum: 13.12.2021 

Inwiefern sind die US-Konsumenten wieder ausgabefreudiger? Welche Rolle spielt dabei die Teuerung? Und wie verändert sich die US-Geldpolitik im nächsten Jahr? Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf diese Fragen.

 

Weihnachten steht vor der Tür. Das ist die Hochphase für den Detailhandel, vor allem auch im Mutterland des Konsums, in den USA. Jens Korte, wie gross ist die Shopping-Lust in den USA?

In den USA erleben wir gerade das längste Weihnachts-Shopping aller Zeiten. Einige Handelsketten haben schon im September die Kunden mit Weihnachtsschnäppchen in die Geschäfte gelockt. Nicht zuletzt, um den drohenden Lieferengpässen aus dem Weg zu gehen.

Grundsätzlich hat der Konsum in den USA eine enorme Bedeutung. Zwei Drittel der Wirtschaftsleistung kommt durch die Inlandnachfrage. Deshalb ruft die US-Regierung ihre Bürgerinnen und Bürger in Krisenzeiten oft dazu auf, einkaufen zu gehen. So zum Beispiel 2001 nach den Terroranschlägen: Damals hatte US-Präsident George W. Bush seine Landsleute aufgefordert, nach Florida ins Disney World zu reisen und Geld auszugeben, um durch Konsum und die Flugreisen die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Aktuell laufen die Weihnachtsgeschäfte im November und Dezember auf einen Rekordumsatz von USD 850 Mrd. zu. Zum Vergleich: Das ist mehr als das gesamte Bruttoinlandprodukt der Schweiz.


Zu Reden gibt auch die Teuerung in den USA. Kaufen denn die Amerikaner wirklich mehr, oder geben sie nur mehr Geld aus wegen der erhöhten Teuerung?

Ja, das ist eine wichtige Frage, die man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau beantworten kann. Fakt aber ist, die neusten Zahlen zu den Konsumentenpreisen sind auf dem höchsten Stand seit 1982. Drei Beispiele: Die Benzinpreise sind in den letzten Monaten um über 50 Prozent gestiegen, Gebrauchtwagen sind über 30 Prozent teurer geworden und die Teuerung bei den Lebensmitteln liegt bei gut sechs Prozent. Und es gibt Anzeichen, dass die durchschnittliche Teuerung, die jetzt zwischen sechs und sieben Prozent liegt, noch einige Monate auf diesem Niveau bleiben wird.


Preisstabilität ist eine der Hauptaufgaben einer Notenbank. Was heisst diese Teuerung nun für die US-Notenbank?

In den letzten Jahren konnten wir beobachten, dass die US-Notenbank ihre zweite zentrale Aufgabe, nämlich die Vollbeschäftigung, stärker in den Fokus gerückt hat. Dies nicht zuletzt, weil die Teuerung sehr tief war und weil die US-Politik neue Jobs und tiefe Zinsen wollte. Doch jetzt plötzlich galoppiert die Inflation davon. Die Fed wird die geldpolitischen Zügel stärker anziehen – die grosse Frage bleibt nach wie vor, wann mit einer ersten Zinserhöhung zu rechnen ist. Dabei spielt natürlich auch die weitere Entwicklung der Teuerung eine Rolle.

 

Mit Jens G. Korte sprach Dr. Martina Müller-Kamp Leiterin Marktleistungen und Mitglied der GKB  Geschäftsleitung.


Gemeinsam wachsen.