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Inflation setzt Aktienmärkte unter Druck.

Datum: 13.06.2022 
Autor: Daniel Lüchinger

Rück-& Ausblick zu den Börsenmärkten. Kommentiert von Daniel Lüchinger, Leiter Investment Solutions der Graubündner Kantonalbank.

​«Anleger sollten an ihrer Strategie festhalten und investiert bleiben.»

Mittlerweile ist die Preisentwicklung nicht nur an den Finanzmärkten das dominante Thema. Am letzten Freitag wurden die neusten Zahlen zur Inflationsentwicklung in den USA publiziert. Und diese verheissen wenig Gutes: Entgegen der Erwartungen sind die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahr um 8.6 Prozent angestiegen. Dies ist die höchste Preissteigerung seit mehr als 40 Jahren. Die Hoffnungen, wonach die Inflation bereits im März ihren zyklischen Höhepunkt erreicht haben könnte, haben sich mit dem jüngsten Inflationsbericht vorerst zerschlagen. Damit werden Erinnerungen an die 1970er Jahre wach. Die Gründe für den starken Anstieg sind bekannt. Doch wie lange hält diese Phase an und was sind die Auswirkungen auf die Finanzmärkte?

Die Aktienmärkte reagierten letzte Woche entsprechend nervös und verzeichneten deutliche Kursverluste. So verlor der S&P 500 Index in den USA allein am Freitag fast 3 Prozent, während der Aktienindex FTSE MIB in Italien um über 5 Prozent einbrach. Auf Wochensicht resultierten mehrheitlich hohe Verluste, welche von 4 Prozent in der Schweiz bis zu 5 Prozent in den USA und Europa reichten.

An ihrer letzten Sitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Weichen für eine erste Zinserhöhung im Juli gestellt. Dies war so erwartet worden. Die Andeutung, wonach es wegen der rekordhohen Inflation im September eine forschere Gangart in der Zinsnormalisierung brauchen könnte, wurde aber als restriktivere Haltung wahrgenommen. Ein Ende der geldpolitischen Straffung ist damit noch lange nicht in Sicht. So erwarten wir bereits diese Woche einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank Fed. Diese wird am Donnerstag voraussichtlich an der Zinsschraube drehen und die Zinsen um weitere 50 Basispunkte erhöhen. Der Fokus der Finanzmärkte liegt aber vor allem auf der Kommunikation im Hinblick auf die Zinspolitik ab September. Daher bleiben die Aktienmärkte anhaltendem Gegenwind ausgesetzt.

Die Inflationssorgen führen selbstverständlich auch zu Sorgen um die Entwicklung der Weltkonjunktur. Die Stagflationsrisiken sind erhöht, doch die Signale, welche uns die Preise senden, sind nach wie vor durch die pandemiebedingten Lieferengpässe und den Ukraine-Krieg verzerrt. Die Daten aus den Unternehmensumfragen deuten weiterhin auf eine Abkühlung, aber keinen Einbruch der Konjunktur hin. Eine straffere Geldpolitik und ein schwächeres Wachstum braucht es, damit die Inflationserwartungen nicht weiter aus dem Ruder laufen.

Wir erwarten, dass die Notenbanken die Zinsen schnell erhöhen werden – allen voran die Fed. Mit diesen Zinsserhöhungen und der Entspannung bei den Lieferengpässen wird die Inflationsrate gegen Ende Jahr deutlich sinken. Die Aktienmärkte haben bereits eine stärkere Korrekturphase hinter sich und die Bewertungen auf globaler Ebene notieren mittlerweile leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Anleger sollten daher an ihrer Strategie festhalten und investiert bleiben.


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